Rolf Stemmle

Belletristik und Lyrik, Theater und Musik

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Diese Titel sind im Online-Shop sowie im Buchhandel erhältlich.

Erzählungen von Werken des Musiktheaters
Die komplexen Handlungen werden für den Leser aufgeschlüsselt und transparent erzählt.

Giuseppe Verdi, das Hauptwerk


Rigoletto - La Traviata – Aida
Giuseppe Verdis große Opern eingängig erzählt

Außenseiter der Gesellschaft sowie Liebespaare, deren Verbindung nicht in ihre Umwelt passt, kämpfen darin um ihre Rechte. Die Geschichten, in deren Mittelpunkt diese Charaktere stehen, sind berührend und zeitkritisch zugleich, sie führen durch leidenschaftliche Szenen und dramatische Auseinandersetzungen.

Verlag Königshausen & Neumann, 2010
978-3-8260-4419-9 / 110 Seiten / 9,80 €


Troubadour – Maskenball - Macht des Schicksals
Giuseppe Verdis große Opern eingängig erzählt

Auf die archaische Tragödie um den spanischen Troubadour Manrico folgt ein packendes Beziehungsdrama. Es wird vom Gouverneur von Massachusetts Bay auslöst und endet auf einem Maskenball. Das Liebespaar der dritten Geschichte wird vom Schicksal getrieben, unerwartete Wendungen halten es in Atem.

Verlag Königshausen & Neumann, 2012
978-3-8260-4887-6 / 116 Seiten / 9,80 €


Don Carlos – Othello – Falstaff
Giuseppe Verdis große Opern eingängig erzählt

Drei späte Opern des italienischen Meisters, drei berühmte literarische Stoffe – die düstere Geschichte über Don Carlos, Infant von Spanien, und seine aussichtslose Liebe zu seiner Stiefmutter sowie die Tragödie um Othello, der hinterhältig in zerstörerische Eifersucht getrieben wird. Darauf folgt ein versöhnlicher Ausklang: die Komödie um den Schwerenöter Falstaff, der sich mit seinem Appetit auf hübsche Ehefrauen in missliche Situationen manövriert.

Verlag Königshausen & Neumann, 2013
978-3-8260-5274-3 / 130 Seiten / 9,80 €


Nabucco – Macbeth – Simone Boccanegra
Giuseppe Verdis große Opern eingängig erzählt

Drei Herrscherfiguren, drei bewegende Geschichten um Macht und die persönlichen Verstrickungen der Mächtigen. Nabucco glaubt an seine Unbesiegbarkeit, gerät jedoch in eine innerfamiliäre Intrige und muss für seinen Hochmut büßen. Rätselhafte Prophezeiungen verleiten Macbeth zu einem Königsmord; als neuer König verliert er jedoch bald die Kontrolle über sein Leben. Simone Boccanegra möchte als Doge von Genua Frieden zwischen rivalisierenden Parteien schaffen, fällt aber der Rache eines enttäuschten Weggefährten zum Opfer.

Verlag Königshausen & Neumann, 2015
978-3-8260-5696-3/ 116 Seiten / 9,80 €

Leseprobe:

aus: Rigoletto

Irgendwann geriet sein wirklicher Name in Vergessenheit, und alle nannten ihn nur noch „Rigoletto“. Wegen seines verwachsenen Rückens, der ihn zu einer gebückten Körperhaltung zwang, blieb er stets am Rand von Gemeinschaften: seiner Geschwister, der Nachbarskinder, der Gleichaltrigen in der Stadt. Und auch die Frauen gingen ihm aus dem Weg.
Da sich niemand für seine Innenwelt interessierte, allenfalls Verletzungen drohten, umgab er sie mit einer hohen Mauer. Keiner sollte in dieses empfindsame Refugium blicken können; was er darin verbarg, ging keinem etwas an.
Um dennoch am Treiben seiner Umgebung teilnehmen zu können, hängte er sich an das Leben anderer. Die Sonnenstrahlen, die eine prachtvolle Leitfigur auf sich zog, beschienen auch ihn. In diesem Lichtkreis konnte er die Aura von Macht, höfischem Glanz und schönen Frauen einatmen. Teilhabe gelang ihm nur in begrenztem Maße: Durch alberne Späße, die er wie ein tanzender Affe an der Leine seines Herrn vorführte, oder schneidende Wortattacken. Um Aufmerksamkeit zu erringen, schoss er dabei oftmals über das Erträgliche hinaus – und erzeugte Affronts oder Demütigungen. Als wollte er damit den Adressaten seiner Tiraden jene Verletzungen vergelten, die ihm die Welt bislang zugefügt hatte, und Gerechtigkeit erringen. Für seine Possen erntete er Applaus, für seinen Spott jedoch Hass.
Aber er hatte es sich abgewöhnt, Freundlicheres von seinem Leben zu erwarten.
Das Herzogtum Mantua, in dem Rigoletto lebte, stand im Zeitalter der Renaissance in wirtschaftlicher Blüte. Berühmte Pferdezuchten brachten Reichtum ins Land. Dies begünstigte die Kunst, weshalb sich Architekten, Bildhauer und Maler heimisch fühlten. Auch der Komponist Claudio Monteverdi fand hier seine Heimat.
Der Herzog von Mantua, ein Spross der Herrscherfamilie Gonzaga, konnte daher sorglos und prächtig im Palazzo Ducale Hof halten.
In Rigoletto fand der Herzog die ideale Ergänzung für sein Gefolge. Als Hofnarr sollte er die Adeligen, Kavaliere und Höflinge, die seinen Palast bevölkerten, amüsieren und bei Laune halten, zugleich jedoch ihre Eigenmächtigkeiten aufdecken und dadurch die Interessen des Herzogs sichern.
Diese bestanden zu allererst in seinen vielfältigen Beziehungen zu den Schönheiten seines Staates. Obwohl verheiratet, pflegte der Herzog nämlich unablässig und mehr oder weniger unverhohlen Liebschaften mit Damen der Hofgesellschaft, Dienstmädchen, Bürgersfrauen und Dirnen. Ausschließlich deren Reize beflügelten seine Aktivitäten; um Gesellschaftsrang, Ehegatten, Verlobte und dergleichen scherte er sich nicht. Seine Stellung als Landesfürst sowie sein forsches und routiniertes Vorgehen verschafften ihm regelmäßig Erfolge.
Loyalität und Scharfzüngigkeit garantierten Rigoletto die Gunst des Herzogs, und diese wiederum schützte ihn vor dem Hass der Höflinge. Während der Stunden im Palazzo des Herzogs, wenn er in seiner Narrentracht um den Herzog sprang und seine Galle auf die Hofgesellschaft spie, genoss er seine Stellung. Er wiegte sich in dem Gefühl, für sich und sein Leben einen Platz gefunden zu haben, der das Beste bot, was in Anbetracht seiner Unansehnlichkeit zu erreichen war. Schlich er jedoch vom Palazzo in sein kleines Haus, dann kam die Sehnsucht nach einem anderen Dasein hervor, und er fragte sich: Was wäre geworden, wenn mir die Einsamkeit erspart geblieben wäre, wenn ich eine Familie um mich hätte sammeln können, wenn ich Achtung in einem gewöhnlichen Beruf finden würde, wenn ich nicht mehr gezwungen wäre, das Geschnatter dieser widerwärtigen Hofgesellschaft zu ertragen und nicht weiter das arrogante, rücksichtslose Treiben des Herzogs begünstigen müsste?

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